In St. Louis fand ich bei Elhadji Unterkunft. Danke, Elhadji, für dein Vertrauen.
Als ich aus dem Höllen-Auto Ausstieg, war ich schon relativ weit weg im Süden der Stadt. Andererseits dachte ich mir, das ist eine gute Gelegenheit, die Stadt kennen zu lernen.
Das war es wert. St. Louis gab mir den Eindruck, eine Kleinstadt irgendwo in Syrien zu sein. Die Stadt erstreckte sich nicht über eine große Fläche. Zwischen einem See und dem atlantischen Ozean gab es nicht viel Platz. Aber genug für Bürgersteige.
Übrigens, in Wahrheit gibt es IMMER irgendwelche Leute auf der Straße. Nur warte ich, bis sie weg sind, so dass ich sie nicht mit meinem Fotografieren belästige.
Vom Festland ging ich über die bekannte Brücke Ichhabedennamenvergessen auf die längliche, parallel zum Festland laufende Ile de Saint Louis. Das ist wohl eine UNESCO Weltkulturerbe.
Elhadji wohnt aber auf einer Insel weiter. Parallel zur Ile de Saint Louis gibt es eine weitere längliche Insel, 100 m breit und mehrere 10 km lang. Auf der wohnen eher Fischer und sie ist viel ärmlicher.
Für beide Insel gibt es auch lokale Namen, die ich mir nicht merken konnte.
Die erste Insel ist offenbar die feinere Insel. Zum ersten Mal sehe ich europäische Touristen. Es gibt einige Bars und Hotels. Die Straßen sind gepflegt und relativ sauber. Es gab sogar Souvenirläden, die echt schöne Masken und Skulpturen afrikanischer Art verkauften. So schade, dass ich keinen Platz habe und nichts mitnehmen kann.
Dann ging ich über die Brücke zur äußeren Insel. Diese war wesentlich ärmer. Allerdings viel lebendiger. Überall wuselten Kinder und es gab echt viele Menschen auf der Straße. Esel, Pferde, Kühe, Schafe und jede Menge Ziegen fehlten natürlich nicht. Es war eine sehr angenehme Atmosphäre.
Dann erreiche ich das Haus von Elhadji. Seine Frau, Fatou, zeigte mir meine Unterkunft. Ich habe quasi ein Apartment für mich allein.
Und habe mich direkt schön eingerichtet 😊
Ich lag unter meinem Moskitonetz (nur ein paar Fliegen waren da, nichts schlimmes) und hab mich ein bisschen ausgeruht. Und dann dachte ich mir, krass, das sind Wellen. Ich hörte das Meeresrauschen vom Atlantischen Ozean. Geil!!! Ich machte mich auf dem Weg.
Der Strand ist unglaublich schön. Die langen Boote sind auch typisch für diese Gegend. Allesamt sehr schön bunt bemalt. Leider machte der Müll am Strand schon was aus und ich konnte den Strand nicht richtig genießen.
Das finde ich wirklich schade mit dem Müll. Die Menschen hier haben einen wesentlich kleineren Fußabdruck als wir in Deutschland. Doch dieser kleine Fußabdruck ist zu offensichtlich. Bio Material gibt es unter dem Müll wenig, denn die Ziegen essen alles, was mal eine Pflanze war und den Rest essen die Streuner, Katzen oder vielleicht die Möwen. Müllabfuhr gibt es auch, das habe ich selbst gesehen.
Es war dann richtig windig und auch „kalt“, vielleicht so 17 grad. Es ist ja immerhin Januar und wir sind auf der nördlichen hälfte der Erde.
Ich setzte meinen Spaziergang über beide Insel, durch Märkte und Gassen, bis es dann dunkel wurde. Die Straßen sind voll mit Menschen, die guter Laune sind. Alle lachen. Viele junge Leute. Es machte echt Laune, dabei zu sein. Alle sind sehr freundlich. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass ich unsicher bin (auch nicht in Mauretanien oder unterwegs). Hier sind ein paar Fotos.
Und so sieht es aus, wenn ich vor meiner Unterkunft eine Zigarette rauche.
Für den Schlaf zog ich alle meine Kleidung an, denn ich hatte keine Decke. Es war eine schöne Nacht. Meeresrauschen. Aufgeweckt von einem Hahn. Dann wurden die Straßen wieder belebt. Kinder, meckernde Ziegen, sich unterhaltende Menschen. Die Schallisolation ist nicht vorhanden, so fühlte ich mich mit den Menschen draußen, beinahe.
Elhadji schrieb mir, dass ich mein Zimmer räumen muss. Er hat es über Airbnb vermietet und habe vergessen, dass die Zeiten sich überschneiden. Ich packte meine Sachen zusammen und zog über die Straße in sein Haus, quasi in das Arbeits- und Gästezimmer. Zur Toilette muss ich über das Schlafzimmer der Eltern durch. Das fand ich ein bisschen unangenehm, zumal Fatou, die Frau von Elhadji Kopftuch trägt und überall an den Wänden Bekenntnisse zum Islam gibt. Andererseits bin ich an einem anderen Islam gewöhnt, der viel strenger ist. Offensichtlich.
Dann ginge ich aus. Zum Strand. Es war bestes Wetter. Ich sah in der Ferne eine Menschentraube. Da dachte ich mir, wo Menschen gibt, wird es interessant. Ich ging dorthin und hab mich hingesetzt und beobachtet. Es waren wohl diese langen Boote bei der Arbeit. Hier ist ein Foto, wie sie auf „hoher“ See sind.
Und wenn sie was gefangen haben, dann fahren sie zurück ans Land. Ein Boot auf einmal. Wenn das Boot ankommt, rennen alle Menschen zu dem. Die Fische werden entladen in die Pferde-Holzkarren. Dann werden die Fische irgendwo hinweg gefahren. Es bleiben aber offensichtlich dennoch genug Fische, die auf die Menschen, die dort sich ansammeln, abfallen. In der Regel, leider wieso oft für schlecht bezahlte Arbeiten, Frauen. Diese Frauen tragen Eimer mit sich und Bekommen Große Fische. Ob sie diese kaufen, oder geschenkt bekommen, konnte ich nicht erkennen. Jedenfalls warten die Menschen dann aufs nächste Boot, dass ebenfalls kommt, ein paar 100 Kilo Fisch entlädt, und die restlichen Fische auf die Menschen/Frauen verteilt.
Dann habe ich noch eine Runde durch die Stadt gemacht. Ich suchte im Grunde nach einem Mittagessen. Doch die Gassen boten das nicht an. Es gab immer wieder diese Küchen, die aber eher zum Takeaway sind. Es sieht so aus, als ob viele Menschen ihr Mittagessen dort kaufen, anstelle von zu Hause kochen. Eine schlaue Idee.
Und überall sieht man die Armut. Die Leute sind nicht so arm, dass die hungern. Ich bin mir sicher, dass alle hier gut ernährt sind. Jedenfalls sehen sie so aus. Außerdem gibt es wohl immer genug für die Ziegen und Schafe in der Stadt. Aber es war Schulzeit, und es gab Kinder, die auf der Straße waren. Es gibt immer wieder, wenn auch viel weniger als ein Europäer denkt, bettelnde Kinder. Bettelnde Erwachsene gibt es praktisch nicht. Es gibt viele Leute, die so rumlungern oder Sachen machen, die offensichtlich kaum Geld bringen würden. Wahnsinnig viele Verkäufer, die Kleinkram verkaufen. Leute, die mit Socken oder Gürtel durch die Straßen gehen und diese versuchen los zu bekommen. Ich muss zugeben, dass ich mit dem Gesamtbild mit mir im Reinen war. Ja, das ist viel ärmer als in Deutschland. Doch ist reich das Ziel, daran wir in Europa für die Senegalesen arbeiten müssen? Oder ist das eine Sache, die die Menschen hier für sich entscheiden müssten, welches Leben sie leben wollen. In Europa ist es auch stressiger, es gibt keine Zeit, es gibt hohe Ansprüche, es gibt hohe Erwartungen und ein sehr hohes Bedürfnis an Sicherheit (man denke nur an die ganzen Versicherungen, die wir haben).
Dann fande ich zu essen. Ich sah nämlich, dass am Straßenrand viele Frauen Baguettes verkauften, die sie vor den Kunden geschmiert haben. Ich stellte mich ran und sagte, dass ich das gleiche haben will. Dann fragte sie mich, ob dies oder jenes das Gleiche sei. Das eine war für 300 das andere für 800. Ich als reicher Europäer nahm natürlich das für 800. Das ist mit gegrilltem Fleisch. Sie schnitt das Baguette auf und beschmierte es mit irgendeinem Fett, mit gerößteten Zwiebeln in Öl, Fleischstückchen und dann noch Tomate und Salat. Die beste Mischung für das Magenverderben. Egal, es sah lecker aus und ich hatte Hunger. Ich esse seit zwei Tagen nur Baguette, ohne Nix.
Das Baguette war lecker, etwas scharf. Aber für mich erträglich und ich habe es genossen. Ich setzte mich auf eine Bank hinter der Frau und habe sie und die ganzen Menschen beim Wuseln beobachtet. Übrigens, direkt links von der Frau, gibt es einen Mann, der gehackte Zwiebel verkauft. Du kannst ihm deine Zwiebeln geben und er hackt sie für dich, oder du kaufst eine Tüte bereits gehackte Zwiebeln. Sie essen viel Zwiebel hier. Der Sack neben ihm kommt übrigens aus der Niederlande. Und direkt daneben, in der Blechhütte, ist ein Fleischer. Bei ihm würde ich niemals Fleisch kaufen, denn das sah eklig aus. Jedoch wahrscheinlich esse ich gerade sein Fleisch, dass ich nicht selbst gekauft habe, sondern die Frau, die mir das aufs Brot brachte.
Dann habe ich Ile de Saint Louis vom Norden nach Süden gestreift und habe praktisch alles gesehen, was auf der Insel ist. Nicht so viel.
Dann fande ich einen Geldwechsler und habe direkt 100 $ gewechselt. Ich dachte, mit der Geschwindigkeit, mit der ich bisher Geld ausgegeben habe, könnte mir das für die ganze Reise im Senegal ausreichen. Später am Tag wird es sich zeigen, dass ich stark daneben lag. Ich nahm das Geld und ging direkt in die Kneipe neben dem Wechsler für zwei kalte Biere. Ein Bier drei Euro. Europäischer Preis, aber ja nun. Der Besitzer der Kneipe ist ein Franzose, Marc. Ich fragte ihn, ob es sich lohnt zum Nationalpark zu fahren, wo die ganzen Vögel sind. Er meinte ja und rief sofort einen Reiseführer, den er kannte, an. Er sei gut. Der Reiseführer war nach 5 Minuten da und hat mir erzählt, so ein Ausflug wäre morgen und würde 5-6 Stunden dauern, davon drei im Auto. 40.000 CFA (fast 70 €). Alternativerweise kann ich jetzt direkt mit ihm kommen. Er nehme zwei Italiener auf eine Bootfahrt Richtung Süden. Bis zum Treffen des Flusses Senegal mit dem atlantischen Ozean. Man sehe auch Vögel, aber keine Krokodile. Das dauert zweieinhalb Stunden und kostet 20000 CFA. Das war eine bessere Idee und so habe ich das gemacht. Hier sind ein paar Fotos.
Ich war froh, dass ich mit ihm die Reise am nächsten Tag nicht gemacht habe. Er war kein guter Touristenführer. Dann ging er mit uns in die Kneipe und hat versucht, mir zu helfen, einen Platz im Reisebus nach Dakar zu bekommen. Es sei günstig und bequem und vor allem sicher. Der Bus sei voll gewesen. Dann hat er mich bequatscht, eine andere Transportmöglichkeit zu nehmen. Sammeltaxi. Mal ohne die vielen Details: Am Ende hab ich zugeschlagen für 20.000 CFA. Das Auto würde mich von zu Hause abholen. Um sechs in der Früh. Ich war ein bisschen in Sorge, dass das ganze eine Farce ist. Egal. Ich zahlte aus Versehen für alle. Dann schlug er vor, dass wir alle in eine senegalesische Kneipe fahren. Das taten wir. Das war tatsächlich ein Erlebnis. Allerdings war ich etwas betrübt, weil einerseits ich nicht sicher war, ob das morgen alles klappen würde. Andererseits hat mir Elhadji Stress machte. Er bat mich um Geld. Es waren nur 5000 CFA, was nicht viel ist. Aber dennoch unanständig. Und dann alle halbe Stunde eine Nachricht, wann ich zu Hause sein werde, weil seine Frau ganz dringend das Geld braucht. Das war unangenehm. In der Kneipe kamen allerlei Menschen zu uns an den Tisch. Es sahen für mich so aus, als ob sie alle Freunde vom Reiseführer Babacar sind. Unter anderem eine Francoise, halb aus Frankreich, Halb aus Togo, lebt in Senegal. Sie sagte, sie fährt morgen auch nach Dakar und wir sollten die Nummer tauschen, so dass wir vielleicht gemeinsam was unternehmen.
Mein Geld war dann alle 🤪. 100$ an einem Tag. Darin war allerdings ein Fischgericht in der Kneipe. Sehr lecker! Auch etwas schärfer für meinen Geschmack, aber gut erträglich. Der Fisch war praktisch ohne Gräten, und ich aß den mit Haut. Lecker! Das Grünzeug habe ich dann nicht gegessen, sicherheitshalber. Bis jetzt habe ich im Bauch alles im Griff.
Letztendlich habe ich die Kneipe verlassen, Mit den Italienern zusammen. Ich nahm zum ersten Mal in dieser Reise ein Taxi nach Hause. Ich wollte endlich zu Hause sein, um die Scheiß 5000 an die Frau von Elhadji zu gehen und andererseits soll mich der Taxi dorthin absetzen, wo ich am nächsten Tag abgeholt werden werde.
Doch hier sind ein paar Fotos aus der Kneipe. Der Billardtisch ist nicht auf dem Foto. Ich wurde genötigt, für eine Partie zu zahlen und gegen jemanden zu spielen. Ich verlor beziehungsweise ich ließ ihn gewinnen, weil es sich angedrohte, dass ich weiterspielen muss, sollte ich gewinnen 🤣
Zu Hause angekommen, empfing mich Fatou. Sie nahm das Geld an und war ein bisschen unfreundlich. Doch als ich fragte, ob ich das Bad benutzen darf, sagte sie ja und machte das Schlafzimmer frei. Ich ging ins Bad und hab mich geduscht (mit Eimer und Kelle) nach dem langen anstrengenden Tag. Im Bad gibt es kein Licht, ich behalf mir mit dem Handy. Als ich fertig war, sah ich an der Wand eine riesengroße Spinne. 10cm oder mehr. Süß. Ich ging raus und drehte mich um und sah, dass ich wahrscheinlich den Boden mit Sand dreckig gemacht habe. Allerdings fand ich keine Möglichkeit, das weg zu wischen. Ich war sowieso ein bisschen sauer auf meine Gastgeber. Hinzu ist die Kommunikation mit Fatou aufgrund der Sprachbarriere praktisch null. Ich ließ es und ging ins Zimmer und fand, dass Francoise mir 50 Nachrichten geschickt hat. Sie sagte, der Reiseführer verarscht mich und würde mich betrügen und ich soll das mit ihm lassen. Dabei dachte ich, sein Freunde. Und sie sagte, dass ich unbedingt jetzt sofort zu ihr kommen soll. Dann schlafen wir miteinander und ich schlaf dann bei ihr und morgen fahren wir zusammen nach Dakar. Das war komisch. Ich antwortete nett und ablehnend. Sie ließ nicht los und hat ihre Bedürfnisse mehrfach wiederholt, bis ich später etwas harscher wurde. Bei sowas weiß ich nicht genau, wer von den zweien, Babacar und Francoise, mich verarscht. Oder sogar beide. Ein bisschen unangenehm, sich ohnmächtig zu fühlen.
Es war dann eine schlechte Nacht. Ich schlief kaum, weil on top noch in der Moschee beziehungsweise Koranschule nebenan irgendeine religiöse Veranstaltung gab, die die ganze Nacht (wortwörtlich die ganze Nacht) laut sangen. Kulturell interessant, aber ich war hundemüde. Um fünf stand ich dann auf, und hab meine Sachen eingepackt. Ich musste Fatou aufwecken, so dass sie mir die Tür unten aufmacht. Sie war wieder unfreundlich. Doch wer kann das ihr übel nehmen.
Unter dem Strich war St. Louis eine interessante und schöne Erfahrung. Das ich am Ende etwas betrübt war, fand ich schon währenddessen nicht schlimm. Ich wusste, es ist ein bisschen zu viel Geld und ein bisschen Nerven, die vergeudet werden. Doch ich wusste auch, dass nichts davon mich umbringen würde. Ich freue mich jetzt schon euch das später in Details zu erzählen. 😇🤣
Nun schreibt mir Elhadji jede Stunde, dass ich ihm eine positive Bewertung bei Couchsurfing geben soll 🙄 Ich bin unentschlossen, was ich ihm schreiben soll 🤪. Ideen?
Babacar erkundigte sich mehrmals, ob bei mir alles gut gegangen ist. Das fand ich nett, obwohl ich noch sicher bin, dass er mich über den Tisch zog. Von Francoise habe ich zum Glück nichts mehr gehört.
ende gut, alles gut!
🙏
AntwortenLöschenViel erlebt und dazu noch gesund im Magen. Läuft doch richtig gut 😉.
AntwortenLöschenBei couchsurfing wäre ich ehrlich in der Bewertung, dass der Gastgeber dann um Geld bettelte. Ist ja ne unangenehme Situation und für künftige Touris sicher wertvoll zu wissen.