Billy holte mich ab und wir fuhren zurück zu seiner Wohnung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Das sind kleine Minivans und sind recht günstig. Ohne Billy wäre ich chancenlos, weil unklar wohin die Dinge fahren.
Bei ihm angekommen, habe ich mich geduscht und dann lagen wir beide auf seinem Bett. In seinem Zimmer gibt es das Bett, etwas Küchenutensilien, jede Menge hübsche Schuhe, einen Fernseher und sonst nicht viel mehr. Das Bad natürlich. Tagsüber gibt’s kein Wasser. Abends kommt das Wasser sehr schwach. Deswegen gibt’s einen großen Eimer im Bad, so dass man sich tagsüber bedienen kann. Man duscht da, wo die Toilette ist. Allerdings eine europäische Toilette, kein Plumsklo. Dennoch, durch diese Benutzungsart, ist das Bad immer nass Und man geht ins Bad mit Plastikschuhen, die vor der Tür stehen. Das war auch so in Nouakchott und St. Louis und ich denke, es bleibt so.
Eine übliche Studentenbude, würde ich sagen. Allerdings ist Billy kein Student, sondern Maler.
Ich wollte zu Gorée Island. Das fand Billy sehr komisch, weil sie so weit weg ist (17km; ich war am anderen Ende der Stadt). Ich wollte einen Spaziergang machen. Er bestand darauf, mich zu begleiten. Wir machten eine kleine Runde und dann anschließend direkt eine etwas größere Runde in seinem Revier. So hat er es genannt und er hat völlig recht. Der hat praktisch jeden am Straßenrand gegrüßt und sie haben ihn mit Namen zurück gegrüßt.
Dann saßen wir am Straßenrand 1 Stunde oder so und haben uns die Leute angeschaut. Jede Menge Leute kamen vorbei und haben ihn gegrüßt oder setzten sich kurz zu uns. Grundsätzlich waren alle seine Freunde zu mir nett. Allerdings konnte ich sie kaum verstehen. Sie Sprachen Wolof oder Französisch, und wenn jemand ein paar Worte Englisch konnte, dann so schlecht, dass eine Kommunikation nur zu Missverständnissen führt.
Dann waren wir wieder in Billys Wohnung. Sein Bruder kam zu Besuch und die haben sich zusammen Videos auf TikTok angeschaut. Billy und ich konnten uns nicht viel unterhalten. Einerseits war sein Englisch zwar okay, aber nicht ausreichend für eine Konversation. Andererseits waren wir beide jeweils mit dem eigenen Handy beschäftigt. Ich langweilte mich und ging auf das Balkon, so sieht es da aus.
Und diese Fliegen. Brrrr
Und hier im Treppenhaus. Im Grunde sind alle Bauten in Senegal so. Mauretanien ähnlich.
Mir war langweilig und ich wollte ungerne TikTok Videos anschauen. Ich sagte Billy, ich gehe für einen Spaziergang. Ich wollte ohnehin meine Kleidung zur Wäsche bringen. Er bestand darauf, mitzukommen. Einerseits war das super nett von ihm. Andererseits schränkte er mich ein. Denn er bestimmte die Route ganz genau. Wir haben dieselbe Route gemacht, offensichtlich wirklich sein Revier 😁. Wir haben häufig die selben Personen nochmals gegrüßt. Das fand ich interessant und auch lustig.
Wir brachten auch die Wäsche zur Wäscherei. Es gab ab und zu Wäschereien, die ausgeschildert sind. Billy brachte mich aber zu einer, wo nichts ausgeschildert war. Ich hätte gedacht, das ist ein Haus wie alle anderen. Dass die Türen von Häusern zur Straße hier offen sind, ist die Regel (anders als in Nouakchott). Billy sagte mir, ich soll nichts sagen, sonst treiben sie den Preis nach oben. Ich sagte, der Preis ist egal, Hauptsache morgen früh fertig. Ich hab praktisch alle meine Sachen gegeben, es waren vielleicht zwei Kilo Kleider. Ich meine, irgendwo gesehen zu haben, dass ein Kilo 250 CFA kostet. Kostenpunkt für mich jetzt 7000 CFA. Billy sieht aber nicht so aus, als ob er ein Betrüger ist. Als ich für ihn mal das eine oder andere Mal bezahlt habe, war es ihm nicht wirklich angenehm. Womöglich hab ich die Preise falsch verstanden beziehungsweise bei mir teurer, weil schnell und viele kleine Stücke sind. Am Ende egal, die fünf Euro zahle ich gerne, Hauptsache, die Kleidung ist wirklich morgen früh fertig. Denn ich wollte in den Saloum Delta fahren.
Dann haben wir Essen abgeholt. Es scheint, als ob man in Senegal wenig zu Hause kocht. Diese kleine Restaurants sind überall. Billy ging dahin, wiederum ein Haus ohne Ausschilderung, und holte sein Essen, als ob vorbestellt.
Dann wieder nach Hause. Wieder auf dem Sofa rumgehangen, gegessen (Fisch mit Reis und etwas Gemüse und anderem Zeig, sehr lecker und etwas scharf), Fernsehen, TikTok und sonst nicht viel mehr.
Abends, so gegen 10:00 Uhr, als ich dachte, gleich geht’s ins Bett, sagte Billy, er habe großen Hunger (er ist drahtig). Wir gingen wieder raus und haben wieder fast dieselbe Runde gemacht. Nur dieses Mal trafen wir Freunde von ihm, die dann wahrscheinlich mit der Arbeit fertig waren. Ein paar Leute kamen zusammen und plötzlich waren wir eine Clique von zehn Männern (die anderen sind jünger als ich). Wir zogen durch die Gassen und Billy und noch ein Kumpel von ihm haben sich einen Rap-Slam geliefert. Das war echt cool. Alle haben laut gelacht und haben Witze gerissen. Ich würde allerdings sagen, dass wenn zehn schwarze Männer laut lachend durch die Straßen ziehen würden, in Deutschland, dann wäre die Polizei schnell da. Ich muss auch zugeben, dass ich in Deutschland eine solche Truppe vermieden hätte. Nun sehe ich aber allerdings, dass sie vollständig harmlos sind. Die Frauen zogen an den vorbei, ohne irgendein Problem.
Apropos Frauen, im Mauretanien gab sie wenig. Hier sind sie wirklich die Hälfte des Bildes. Hier üben Frauen, so meine ich es gesehen zu haben, wie so oft in der Welt, die Arbeiten mit wenig Einkommen aus.
Apropos arbeiten mit wenig Einkommen, hier gibt’s auch Fußpfleger auf der Straße.
Apropos Füße. Ich habe bei Papis und auch bei Billy beobachtet, dass sie ihre Füße gut pflegen. Eincremen und so. In der Tat notwendig. Nach ein paar Tagen mit Flipflops und Sand und Hitze, taten meine Füße auch weh und waren etwas wund. Ich creme sie jetzt ein und ich merke den Unterschied. 😅
Zurück zur Clique. Danach saßen wir auf einer Treppe vor einem Laden, bestimmt 15 Männer. Einer, der neben mir saß, erzählte, dass er und der und jener nach Deutschland wollen. Ich sagte ihm, dass ich nicht denke, dass er in Deutschland glücklicher wäre. Die Leute sind hier nicht wirklich arm. Alle haben gute Handys und sind wohl ernährt. Sie lachen und haben schöne Zeiten zusammen. Ob sie ohne eine Ausbildung mit Zeugnis in Deutschland ein besseres Leben hätten, wage ich zu bezweifeln. Grundsätzlich habe ich das Gefühl, sie überschätzen die Lebensqualität in Deutschland und unterschätzen, was sie haben.
Dann fragte mich einer, ob ich verheiratet sei. Ich meinte, ja. Dann fragte ich ihn, ob er verheiratet ist. Er meinte, nein. Alle hier seien nicht verheiratet. Es ist fast Mitternacht. Verheiratete Männer wären um 8:00 Uhr zu Hause. Passt!
Was ich auch über Senegal erzählen wollte, ist es, dass die Menschen gut aussehen. Ich fand viele Männer und auch Frauen attraktiv. Gerade wenn man den Sand und den Müll überall in Betracht zieht, sehen die Menschen gepflegt aus. Vor allem riechen alle Menschen hier gut. Bisher stank kein Mensch neben mir. Wenn ich was gerochen habe, Dann ein angenehmer Duft. Auch in Mauretanien.
Auch viele Frauen sind hübsch. Das mit dem Kopftuch hier nehmen manche ernst, andere viel weniger ernst. Es scheint mir, als ob sie eine leichte Version des Islams haben. Es gibt zwar überall Koranschulen. Es gibt aber auch viele Frauen, die ein lässiges Kopftuch tragen und sonst freizügig sind. Ich denke, dass für manche Frauen das Kopftuch bequemer ist als eine Perücke. Viele Leute scheinen hier mit ihren kurzenbleibenden Haaren nicht ganz zufrieden zu sein.
Billy hat ein großes Doppelbett, auf dem wir beide schliefen. Es war eine sehr gute Nacht und ich schlief tief. Billy schnarcht nicht. Ich hoffe, ich auch nicht 😬.
Nun wach und ich habe Billy mit meinem Treiben ein bisschen genötigt, doch aufzustehen. Es ist schon 8:45 Uhr. Wir sind noch zu Hause. Ich wollte die Wäsche abholen und dann zum Busbahnhof, um dann nach Süden zu fahren. Die Fahrt ist 4-5 Stunden lang und ich wollte nicht riskieren, dass der letzte Bus heute ohne mich abfährt.
Noch kurz zu Dakar. Große Stadt, sehr voll, ähnlich gebaut wie San Louis, aber städtischer. Die Häuser sind dann eher zwei bis drei Etagen. Die Hauptstraßen sind mehr, und die sind asphaltiert und wahnsinnig voll, und haben Sandränder. Die Zwischenstraße sind alle sandig wie bisher in allen Städten. In Dakar fahren aber eher Pferdekarren als rum. Offenbar mehr Geld als in St. Louis und Noakchott 🤣. Es gibt auch öffentliche Busse mit vielen Linien.
Ich habe darauf verzichtet, irgendwelche Sehenswürdigkeiten in Dakar zu besichtigen. Ich war sehr glücklich, dass ich das Leben von Billy mit erleben dürfte. Wie er mit seinem Kumpeln umgeht, wie er alle Leute auf der Straße grüßt, wie er rapt, wie er mit seiner Freundin telefoniert und wie er so seinen Tag verbringt. Er und viele andere wollen nach Deutschland. Weiterhin denke ich, dass sie nicht unbedingt glücklicher werden werden. Das Leben hier ist ein anderes als in Deutschland. Vielleicht werden die Leute verblendet von den bunten Fotos im Fernsehen. Doch andererseits habe ich mir auch das Leben in Deutschland ausgesucht. Wobei mein Leben in Syrien nicht wie das von Billy wäre. In Syrien hätte ich den Nachteil der schwachen Infrastruktur und der „Armut“ und der „Nachteil“ des fleißigen Arbeitens wie in Deutschland gehabt. Ich bin mit meiner Wahl also sehr zufrieden. Wenn ich aber ein Billy wäre, dann hätte ich mich wahrscheinlich nicht nach Deutschland gemacht.
Billy fragte mich, ob ich frühstücken möchte. Ich hatte Hunger. Er nahm mich zu einem kleinen Restaurant. Es war ein Raum und ein großer Tisch in der Mitte und zwei ältere Frauen haben dort Baguette geschmiert. Um den Tisch rum saßen nur Männer, offenbar Arbeiter, die die Brote vor Ort bestellen und dort essen. Auch ich saß dort und habe zwei große Brote gegessen. Sie waren super lecker. Ebenso etwas Scharf. Dieses Mal ohne Fleisch. Es war Zwiebel und Fett und ein gekochtes Ei. Dazu gab es einen Tee, der nicht genießbar ist.
Ich bestand darauf, den Bus zur Start-Station nach Süden zu nehmen. Billy versuchte, mich zu überzeugen, ein Taxi zu nehmen. Als ich sagte, wenn keine Busse fahren, dann laufe ich. Es sind nur 5 km, ist er aus allen Wolken gefallen und wartete doch mit mir auf den Bus. Es dauerte zwar 20 Minuten, bis der Bus kam. Doch das war eine Linie, die direkt zur Station fährt. Linie 52.
Im sehr überfüllten Bus waren die Leute wieder, zu meiner Überraschung, wohl riechend. Ich kenne es aus überfüllten Bussen anders 😏
Hier noch ein paar Fotos aus Dakar von der Busfahrt.
In der Busstation hat mich Billy nochmals wie ein kleines Kind geführt. Ich dachte, es war super schön mit ihm, aber gut, dass ich jetzt wegfahre. Ich hatte das Gefühl, ich kann nicht das machen, was ich möchte. Ich bin dann trotzig in eine andere Richtung gegangen, um zu schauen, welche Busse wohin fahren. Da schrie er mir hinterher und sagte, ich soll mitkommen woanders sind die richtigen Busse 😅. Auf dem Weg hat er meine Hand nach unten gedruckt, weil ich sie hoch mit dem Handy hob. Dabei hat er sein Handy immer draußen in seiner Hand und schaut sich Videos an. Diese Bevormundung fand ich ein bisschen zu viel. Doch andererseits kann ich mir vorstellen, dass er nicht riskieren will, dass ich schlechte Erfahrungen mache. Oder er denkt, dass ich unbeholfen bin. Ich sagte ihm, Billy, ich bin in Damaskus aufgewachsen. All das kenne ich schon. Er lachte mich an. Ich glaube, er hat mich nicht verstanden. Am Bus angekommen, war der Preis klar, sogar mit Beleg. Es war nicht wirklich teuer. Das war der Bus nach Karang, an der Grenze zu The Gambia. Circa 30 km vorher werde ich aussteigen. Hier ist der Bus, der nach der obligatorischen Wartezeit, bis er voll wird, doch losgefahren ist.
Grüße an dir und Billy 🍀
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