Banjul sieht normal aus. Weniger afrikanisch. Auch sauberer und scheinbar moderner.
Endlich angekommen in meiner Unterkunft in Serrekunda! Die Besitzerin, J, ist eine supernette Engländerin, die schon ewig in Westafrika lebt.
Nach einer dringend nötigen Dusche saß ich mit ihr und einem chinesischen Gast zusammen. Wir quatschten kurz, und dann meinte sie: „Lass uns in ein Lokal mit Livemusik gehen!“ Klang gut, also warum nicht?
Aber vorher wollte ich noch T treffen, einen jungen Niederländer, der gerade in Banjul und Serrekunda unterwegs ist. Wir hatten über Couchsurfing Kontakt. Also ab zu ihm! Er war in einer Beachbar – nur ein Kilometer entfernt. Über die Autobahn.
Die Bar war, wie viele hier, direkt am Strand – wirklich direkt. Auch wenn es schon dunkel war, konnte man die Atmosphäre des Ozeans spüren. Die Geräusche der Wellen, die warme Brise, der Sand unter den Füßen. T saß dort mit zwei älteren niederländischen Frauen und einem jungen Gambier, der angeblich der Freund einer der beiden war – sie war um die 65.
Später erzählten mir sowohl T als auch J, dass es in Gambia ziemlich häufig vorkommt, dass ältere europäische Frauen, besonders aus den Niederlanden, hierherkommen und junge gambische Liebhaber haben. Und umgekehrt genauso. Ich habe das in den nächsten Tagen mehrfach mit eigenen Augen gesehen. Natürlich geht es ums Geld, aber offenbar nicht nur. T meinte, diese niederländische Frau gebe absichtlich kein Geld an ihren jungen Freund ab – wie viel davon stimmt, weiß ich nicht. J sah das Ganze kritischer und meinte, es sei *nur* Geld. Ich selbst fand es nicht schlimm. Das ist eine Form von Prostitution, und mit dieser Branche habe ich grundsätzlich kein Problem. Es gibt einen Markt, ein Angebot und eine Nachfrage.
Den Rest des Abends verbrachte ich mit J und T, und es war unglaublich spannend. Beide hatten bewegte Leben und wahnsinnig viele interessante Geschichten zu erzählen. T, obwohl er noch jung war, hatte eine beeindruckende Erfahrung und eine Menge Wissen. Er sprach viele Sprachen, kannte sich mit Genetik aus, obwohl er in einem ganz anderen Bereich arbeitete. Er war in Gambia, weil ihm eine Stelle angeboten wurde, und er wollte sich erst ein Bild von der Lage machen, bevor er zusagte.
Das Essen im Restaurant war leider nicht besonders gut, und die Livemusik war auch nicht das, was ich erwartet hatte. Trotzdem war es ein schöner Abend. Die Unterkunft war eine gute Wahl – und das für weniger als 20 €. Ich verstehe die Preisstruktur hier nicht so ganz. Serrekunda ist generell teurer als Senegal, wenn es um Essen, Trinken und Transport geht. Aber Wasser kostet nur minimal mehr, und Unterkünfte sind teilweise sogar günstiger. Seltsame Verhältnisse.
Am nächsten Morgen lag ich lange im Bett, doch gegen 11:30 machte ich mich auf den Weg. Ich wollte mal schauen, wie es außerhalb der schicken, touristischen Küstengegend aussieht, und lief Richtung Osten und Süden, weiter ins Landesinnere. Natürlich war es dort nicht mehr so ordentlich und aufgeräumt.
Trotzdem merkt man, dass Gambia anders ist als Senegal. Es gibt kaum Eselkarren, und auch Schafe und Ziegen sieht man nicht so oft. Dafür sind Hunde und Katzen überall. Die Straßen sind sauberer als in den Städten, die ich vorher besucht hatte. Und es gibt viel mehr Alkohol – gleichzeitig aber auch mehr Religion. Überall sind Koranschulen, und ich habe sogar Babys mit Kopftüchern gesehen, während ihre Mütter schulterfreie Tops trugen. Ein ganz anderes Verständnis vom Islam. Ich hatte nie Probleme, mit Frauen zu sprechen.
Die Geschäftigkeit in Serrekunda ist etwas geringer als in Senegal – es gibt nicht an jeder Ecke jemanden, der irgendetwas verkauft oder repariert oder einfach nur rumsteht.
Hier ist eine kleine Fotoserie von meinem Spaziergang – etwa 20 Kilometer quer durch die Stadt.
Sobald ein Viertel ärmer wird, kommen dieser Wasserhähne in der Wand. Es gibt dann Frauen, die große Eimer mit Wasser füllen, und diese auf dem Kopf nach Hause tragen. Wahrscheinlich haben nicht alle fließendes Wasser zu Hause.
Falls ich das noch nicht erwähnt habe, der häufigste Laden seit Nouakchott bis jetzt ist dieser: Geldtransfer.
Und dann diese Mangobäume. Überall Mangobäume. Wahnsinnig viele Mangobäume. Schöne große grüne Mangobäume. Beneidenswert. Überall Blüten und erste kleine Früchtchen.
Einmal hat mich eine Frau am Straßenrand angesprochen. Sie saß und hat ihr Kind gestillt. Sie lud mich ein, um mich zu ihr zu setzen. Sie habe Reis gekocht und wir können den teilen. Irgendwie fühlte ich mich komisch. Wir unterhielten uns, während sie weiterhin stillte. Sie trug ein Kopftuch. Im Nachhinein bedauerte ich es ein bisschen, dass ich abgelehnt habe.
Dieser Baum schert aus. Der hat richtige Früchte dran. Ich weiß nicht, wieso.
Der Strand ist einfach traumhaft – kilometerlang, feiner Sand und fast menschenleer. Wenn es ein Hotel mit Infinity-Pool wäre, würde es dafür locker fünf Sterne abstauben.
Abends war ich wieder mit T unterwegs, diesmal auch mit J. Wir hatten wieder eine dieser „Was machen wir eigentlich mit unserem Leben?“-Gespräche. Dabei kam das Thema auf, dass Gambia als Afrika-Light bekannt ist – quasi die sanfte Einstiegsdroge für Westafrika. Und ehrlich gesagt, genau das dachte ich mir tagsüber auch. Falls also jemand von euch mal Bock hat, Westafrika zu erkunden, aber sich nicht gleich ins totale Chaos stürzen möchte – Gambia ist der perfekte Start! Man bekommt den vollen Afrika-Vibe, aber in einer entspannten Version. Die Strände? Gigantisch. Riesig. Wunderschön. Die Leute? Super nett. Die Preise? Absolut in Ordnung. Und wer nach ein paar Tagen genug vom Sonnenbaden hat, kann ins Landesinnere fahren und sich das echte Gambia anschauen. Und für die ganz Abenteuerlustigen gibt es dann eine fünftägige Tour ins Saloum-Delta – quasi das halbe „Hard Mode“-Upgrade.
Sonntagmorgen hatte ich den ambitionierten Plan, joggen zu gehen. Hat natürlich nicht geklappt. Ich fühlte mich ein bisschen kränklich und entschied mich stattdessen für einen gemütlichen Spaziergang. Ich will euch ja nicht mit noch mehr Strandfotos langweilen – aber glaubt mir, es war mal wieder Bilderbuch-Postkarten-Idylle. 😏
Am Abend wollte J mit dem Auto an den südlichen Teil des Strandes fahren, weil es dort angeblich noch schönere Strände geben soll. Ich frage mich: Wie kann das überhaupt noch schöner sein?! Bis dahin stand ein Tag voller Haushaltspflichten an – Wäsche waschen, ein bisschen essen (T und ich waren gestern im libanesischen Supermarkt, der nur sündhaft teure Importware hatte – aber hey, wir haben Hummus und Tahini abgestaubt!) und einfach chillen.
Eine kleine Sorge schlich sich dann doch ein: Wie komme ich eigentlich von hier nach Ziguinchor? Ich finde in Serrekunda einfach keinen guten Startpunkt für die Reise. Aber gut, das ist ein Problem für zukünftiges Ich.
Der Abend war dann sehr entspannt, aber auch unspektakulär. Wir sind zu einem anderen Strand gefahren, haben in einem kleinen Restaurant direkt am Wasser gesessen und einfach die Zeit genossen. Der Strand war – Überraschung! – genauso schön wie der andere. Das Highlight des Abends? Lustige Affen, die durch die Gegend gehüpft sind. Strand, gutes Essen und Affen – was will man mehr?
Wir spielten Rummy mit J, ihrer Tochter und T. Wir aßen lecker Fisch. Und alles schön am atlantischen Ozean. Junge Männer spielten am Strand Fußball.
Dann nach Hause. Nun warte ich, bis jemand uns abholt, um zu einer Reggae Party zu fahren. Ich bin gespannt, wie die Musik sein wird.
er kam nicht (bzw. Über eine Stunde später). Daher zogen J, T und ich zum Nigeria Chicken dann die Partymeile in Serrekunda: Sengambia. Crazy.
Morgen früh steh ich auf und fahre nach Ziguinchor. Ich hoffe, die Reise wird gut gelingen. In Ziguinchor habe ich bereits ein Couchsurfing-Gastgeber. Immerhin.
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