Gegen neun machte ich mich in Pita auf den Weg. 10 Minuten später habe ich ein Auto klargemacht. Schlappe 3 Stunden später war das Auto voll und wir sind losgefahren. Keine 10 Stunden später hat mich das Auto mitten im Conakry abgesetzt. 22:00.
Wahrscheinlich war ich der erste am Auto. Ich fragte, ob ich doppelt bezahlen darf und den Platz neben dem Fahrer für mich ganz haben darf. Das geht. Umgerechnet 40 €. Es war mir ein bisschen peinlich, dass hinter mir die Leute sich eingequetscht haben. Doch dafür saß ich bequem und hatte sogar einen funktionierenden Sicherheitsgurt. Das Auto sah ganz passabel aus. Das beste bisher.
Das erste Drittel der Strecke, bis Mamou, war voll mit Schlaglöchern. Ich dachte, wenn wir so weiter fahren, brauchen wir bis zum nächsten Tag. Doch ab Mamou war die Straße in einem sehr guten Zustand. Das war aber nicht nur positiv. Denn das schnelle fahren war echt riskant. Ich freute mich sehr über den Sicherheitsgurt. Es war ein stop and go, die Verkehrsteilnehmer waren nicht harmonisch: Motorräder, schnelle und langsame, sehr langsame LKWs, stehen gebliebene Autos, etc.
Die Autos hier fahren richtig überladen. Offenbar lohnt es sich sonst nicht. Viele Autos haben eine Ladung auf dem Dach, die höher ist als das Auto selbst. Auf der Ladung sitzen noch Leute, hinten am Heck stehen auf der Stoßstange Leute oder sind Motorräder angeschnallt. Im Auto sind zwischen 13 und 16 Personen. Es folgen ein paar Fotos, wobei ich die krassesten Beladungen doch nicht rechtzeitig fotografieren konnte. Tiere. Kühlschränke. Ernte. Autoteile. Alles. Ich hab die ganze Zeit gewartet, bis ein Unfall passiert. Das war ein Nervenkitzel. Auch wahnsinnig viele Autos sind liegen geblieben, vor allem LKWs. Zum Glück fuhr unser Fahrer verhältnismäßig gut.
Gesund angekommen. Ich hielte das nicht für selbstverständlich und war deswegen froh.
Conakrys Ruf ist halb so schlimm, wie sie in Wirklichkeit ist. Dass ich mitten in der Stadt abgesetzt wurde, ist immerhin positiv. Am Rande wäre ich verloren. Denn mein Couchsurfing Gastgeber hat mich versetzt. Arschloch. Die Stadt ist über 40km lang und ca. 5-10 breit. Wir führen lange in übervollen Straßen. Alle wach und voll im Geschäft. Zu voll.
Ich ging Richtung Ozean, wo auf Google Maps das eine oder andere Hotel markiert sind. In der Tat gab es einen Schild und ich bin abgebogen nach circa 2 km Marsch. Auf dieser Strecke wurde ich 50 mal angefragt, ob ich nicht ein Taximoto (nicht Mototaxi, wie ich früher fälschlicherweise geschrieben habe) haben möchte. Irgendwann hab ich aufgehört abzuwinken. Das Hotel sah in einem nicht so guten Zustand. Es kostet 450.000 (ca. 50€). Zu teuer für die Stadt und für das Hotel. Aber so sind wohl die Preise in Conakry. Ich fragte, ob günstigere Hotels gibt. Der Rezeptionist hat mir glaubwürdig gesagt, dass andere Hotels noch teurer wären. Von Innen sah es noch schlimmer aus. Die Bettlacken haben zwar nicht so gut gerochen, sie waren aber wahrscheinlich gewaschen. Der Rezeptionist hat für mich die Klimaanlage angemacht. Allerdings gibt es keine Fernbedienung. Ich kann sie nicht ausmachen.
Zum ersten Mal in meiner Reise treffe ich auf ein feucht-heißes Klima.
WLAN funktioniert im Hotel nicht, dafür ist Frühstück inklusive. Ich bin nicht sicher, ob ich frühstücken soll. Denn ich habe wieder einen leichten Durchfall und ich kann es nicht riskieren, damit ins Flugzeug einzusteigen. Ich habe aber gefrühstückt 😅
Am nächsten Morgen habe ich Geld gewechselt und das Hotel bezahlt (Plötzlich nur 400.000, Ich hätte mehr verhandeln sollen). Ich habe meinen Rucksack im Hotel gelassen und bin ca. 30km gelaufen. Mit Flipflops. Aua. Die meisten Straßen sind hier asphaltiert. Aber als Fußgänger muss man eh neben der Straße gehen, da gibt es nicht 3 m eben am Stück. Löcher, Kanalisation, Felsen, Steine, Müll, etc. Wie in den bisherigen Städten, nur ein bisschen doller. Es gibt wenig Menschen zu Fuß. Spielende Kinder gibt es auch weniger. Als ich alles unschön fand, dachte ich, vielleicht habe ich die falsche Ecke erwischt.
Ich hab mich entschieden, in eine Richtung für 10 km oder 15 zu gehen, um zu schauen, wann sich das Bild ändert.
Fast alle Häuser sind hinter Mauern. Bessere Häuser haben sogar Stacheldraht oder Elektrozaun. Die Verriegelung der Fenstern mit Gittern habe ich schon in Bissau gesehen. Hier ist es aber wirklich extrem. Nur in den ganzen armen Viertel gibt es manchmal keine Mauer um die Häuser. Manchmal sind es mehrere Häuser, die gemeinsam eine kleine Gemeinde bilden, mit Hof und schon besserer Atmosphäre. Ob das Großfamilien oder Nachbarn sind, weiß ich nicht.
Ich fühlte mich hier sicher. Allerdings wird dieses Sicherheitsbedürfnis seinen nächtlichen Grund haben. Das hat vom kaum vorhandenen Charme der Stadt den Rest genommen.
In meinem Marsch fand ich, dass abseits vom Viertel wo ich war, auch nur die Hauptstraßen asphaltiert sind.
Hier gibt es keine Eselkarren, doch jede Menge Motorräder. Sehr lästig. Ähnlich wie in Labé. Und, zum ersten Mal, es gibt praktisch keine Schafen und keine Ziegen (und keine Schweine und keine Esel und keine Pferde und keine Katzen). Ich hab wenige Hunde gesehen. Hühner gibt es jede Menge.
Die Toren zu den Häusern sind teilweise mit mehreren Schlössern verriegelt. Als ich übrigens in Labé meine Simkarte gekauft habe, hat der Verkäufer seinen Schuppen, das sind 1x1m, wirklich, ischschwore, mit 14 Schlösser á la Escape Room abgeschlossen. Ich habe mitgezählt. Das war der Wahnsinn.
Hier gibt es vor mehrstöckigen Häusern, natürlich auch mit Mauern, immer Wachdienst. Bei reicheren Häusern auch Wachdienst. Ich glaube, wer nichts kann, wird Wachdienst oder fährt Taximoto.
Ansonsten wundert es mich, dass Guinea angeblich besser geht als Guinea Bissau. Ich fühlte mich in Bissau besser. Auch in Gambia war es irgendwie angenehmer, obwohl auch dort weniger Leben auf der Straße stattfand. Conakry und Labé sind ähnlich. Einmal sehen ist gut, aber nicht länger. Ich schleppte mich von einem Kaffee zum anderen und trank Tee oder Kaffee und versuchte den Tag tot zu schlagen. Mir wäre es am liebsten, wenn mein Flug sofort losgeht. Apropos Schlagen, in 20 Tagen habe ich keine schlechte Behandlung von einem Kind gesehen. Hier, an einem Tag, habe ich dreimal gesehen, wie eine Mutter ihr Kind schlägt. Und zwar ganz hart. Kinderarbeit gab es allerdings überall und zunehmend mit dem Nord-Süd-Gefälle. Hier in Conakry habe ich Kinder auf dem Bau gesehen. Das war herzzerreißend. Ich möchte nicht schwören, dass ich das in den anderen Ländern tatsächlich nicht gesehen habe oder ob meine Abneigung gegenüber Conakry mich das Negative eher sehen lässt.
Fotoserie
Mauern, Stacheldraht, Elektrozaun.
Mal ein Kaffee und mal ein Sandwich, solche Schuppen gibt es überall.
Offenbar gibt es eine Möglichkeit zur Steigerung der Autobeladung
Gerüst für den Bau. Hier werden in den Mauern Löchern eingeschlagen, in denen die Querstäbe reinkommen. Dann baut man höher oder verputzt oder was auch immer. Alle Rohbauten haben Löcher in den Wänden.
Kleine ummauerte Wohngemeinschaften oder abschließbare Gassen
Und Abwasser durch die Straßen in den schlechten Gegenden. Dort gibt es immerhin weniger Mauern 😊
Aber doch ein paar schöne Dinge, Mädchenfußballmannschaft, noch manche grünen Gegenden (es stinkt aber, weil das Wasser steht). Und ich hatte für einen ungeklärten Grund die ganze Zeit gute Laune.
Conakry ist sehr hügelig, man geht andauernd einen Berg ab oder auf. Aus der Weite sieht es echt schön aus. In den Tälern gibt es Wasser beziehungsweise Müllhalden und Abwasser. Ich bin auch zum Strand gelaufen. Es war Ebbe, und man hätte weit rein laufen können. Doch leider war es zu vermüllt.
Zusammengefasst, Conakry ist nur ein guter, aber kein krönender Abschluss der Reise 😅
Wie schön, dich die ganze Zeit auf der Reise begleiten zu können. Ich hoffe, du machst mit den folgenden Reisen weiter!
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